1.2 Modernes CAD-Nesting: Anforderungen an die Software
Zahntechnische CAD/CAM Programme nutzen digitale Abdrücke, um präzise 3D-Modelle der Zähne des Patienten zu erstellen. Diese Abdrücke können entweder direkt im Mund des Patienten mittels Intraoralscannern erstellt werden (optische Abformung) oder indirekt von konventionellen Abformungen, Modellen oder Bissnahmen digitalisiert werden. Verschiedene Scannertechniken, mechanische Abtastverfahren oder andere Methoden können zum Einsatz kommen. Um die Konstruktion zu erleichtern, verfügen die Programme häufig über Bibliotheken mit vorgefertigten Komponenten wie Implantaten, Verbindungselementen, Abutments sowie Modellen von Kronen, Kauflächen und Brückenzwischengliedern.
Generell nehmen CAD-Programme eine wichtige Schlüsselposition innerhalb der zahntechnischen Fertigungskette ein, da sie die Darstellung, Verknüpfung und Verarbeitung der erfassten elektronischen Daten ermöglichen. Das erlaubt dem Anwender, die gewünschte Arbeit virtuell hinsichtlich verschiedenster Parameter planen und optimieren zu können. Nach beendeter computergestützter Gestaltung (CAD) erfolgt die Planung im Rahmen der computergestützten Fertigung (CAM). Da diese unmittelbar angeschlossen oder zeitlich wie räumlich in weitem Abstand erfolgen kann, besteht die Möglichkeit, das gleiche CAD- und/oder CAM-Programm als sogenannte "OEM" Software in die Produkte verschiedenster Drittanbieter einzubinden. Die Abkürzung "OEM" steht für "Original Equipment Manufacturer", was im Deutschen so viel wie Erstausrüster bedeutet.
Grundsätzlich ist es möglich, jede zahntechnische Arbeit bis zu 100% per CAD/CAM Software zu konstruieren und aus einer breiten Materialpalette herzustellen. Als zahntechnische Arbeiten oder auch Indikationen lassen sich beispielsweise Inlays, Modellgüsse, Abutments, Kronen, Brücken, Bohrschablonen, Stege oder verschiedenste Zahnschienen aufführen.
Eine entscheidende Anforderung ist die Abstimmung des Datenaustauschs zwischen den Schnittstellen von zahntechnisch genutzten CAD/CAM-Programmen. Verbreitete Datenformate, wie das STL-Format nehmen hierbei eine wichtige Rolle ein. Das STL-Format zeichnet sich durch die Möglichkeit aus, dreidimensionale Oberflächen in winzige, geometrische, und einfach zu beschreibende Dreiecke zu teilen.
Sogenannte "offene" Datenformate können auf beliebigen Fertigungsmaschinen, wie etwa Fräseinheiten oder auf Geräten zur generativen Fertigung zur Bearbeitung der Werkstoffe genutzt werden. (Bei "offenen" Datenformaten handelt es sich um eine Spezifikation digitaler Daten, die ohne jede technische oder rechtliche Beschränkung eingesetzt werden kann. "Geschlossene" Systeme liefern im Gegensatz dazu beispielsweise firmenspezifische also "geheime" Datenformate. Diese können nur auf lizensierten oder firmeneigenen Geräten genutzt und weiterverarbeitet werden.
Da eine besonders hohe Präzision erforderlich ist, muss die geeignete CAM-Nesting Software extrem große Datensätze bewältigen können. Die entsprechenden Computer- und Fertigungssysteme müssen daher über eine ausgesprochen hohe Datenverarbeitungskapazität und -geschwindigkeit verfügen.